Einleitung

Zusammenfassung

Das Projekt CroCo widmet sich den sprachlichen Eigenschaften übersetzter Texte. Es ist am Lehrstuhl für Englische Sprach- und Übersetzungswissenschaft an der Universität des Saarlandes angesiedelt. Unser Team, das aus Sprachwissenschaftlerinnen und Computerlinguistinnen besteht, untersucht dabei verschiedene Eigenschaften von Übersetzungen, in der ersten Projektphase insbesondere Explizierung, also das Phänomen, dass übersetzte Texte deutlicher, expliziter als die dazugehörigen Ausgangstexte wirken. In der zweiten Projektphase kommen weitere Eigenschaften wie Simplifizierung, Normalisierung und Interferenz hinzu.

Obwohl es mittlerweile weltweit Initiativen zur Arbeit mit linguistisch angereicherten Korpora gibt, wird in der Übersetzungswissenschaft, wenn es um bilinguale Übersetzungskorpora geht, oft nur mit rohen Daten gearbeitet. Mit dem Projekt CroCo wird die linguistische Interpretation eines Übersetzungskorpus für das Sprachenpaar Englisch-Deutsch auf mehreren sprachlichen Ebenen in einem repräsentativen Umfang durchgeführt. Dabei werden sprachenpaar- und übersetzungsrichtungsabhängige Eigenschaften von Übersetzungen einerseits und universelle, d.h. aus dem Übersetzungsprozess resultierenden Eigenschaften von Übersetzungen andererseits, sowie deren Erklärung vor dem Hintergrund von Sprachtypologie, kontrastiver Texttypologie und Verstehensprozessen beim Übersetzen herausgearbeitet. In den Untersuchungen kommen sowohl qualitative als auch quantitative Methoden zur Anwendung.

Neben der erweiterten Untersuchung von Übersetzungseigenschaften wird in der zweiten Projektphase der Ressourcenaufbau ausgedehnt. Unsere manuell annotierte Baumbank wird vervollständigt, die Granularität der Annotation verfeinert, die Konsistenz optimiert und die Abfragesoftware verbessert. Als neue Annotationsebene werden semantische Relationen hinzugefügt. Hinzu kommen auch erste Hypothesenbildungen bezüglich der Auswirkungen der Übersetzungseigenschaften auf Sprachkontaktphänomene. Als drittes Ziel wird eine computerlinguistische Nutzung des Korpus angestrebt, in deren Rahmen Anwendungsbereiche als Testsuite bzw. Gold Standard für die multilinguale Grammatikentwicklung und verwandte Bereiche erschlossen werden.

Projektlaufzeit: 2005 - 2010